Faser/Thema des Jahres 2024: Textur Auf unserer Agenda gibt es ein paar Veranstaltungen & Workshops, die Jahresthema Textur passen. >zur Agenda Faser/Thema des Jahres 2023: Farbe Ausflug Seidenfärberei, Gottlieben am 16. September 2023 Acht Pflanzen – vierzig FarbenNach einer längeren Reise trafen wir im hübschen Dörflein Gottlieben ein. An der Kirchstrasse im geschmackvoll eingerichteten Seidenatelier wurden wir von Christina Frei in Empfang genommen. Vor einem Monat hat sie das Geschäft von ihrer Mutter übernommen. Trotzdem weiss sie bestens Bescheid, da sie an diesem Ort geboren und aufgewachsen ist. So zeigte sie uns auch den Maulbeerbaum vor dem Geschäft, der zu ihrer Geburt gepflanzt worden ist.
Im ersten Teil der Führung erfuhren wir vieles über Seide. Christina Frei hat uns erzählt über die Produktion und Verarbeitung der Seide. Obwohl sie ausschliesslich Garne färbt konnte sie uns das Rohmaterial der Seide und von Mischungen mit Seide präsentieren. Die Garne, die sie färbt bezieht sie vorwiegend von Camenzind, ist aber immer wieder offen, Neues auszuprobieren. So wurden wir später in der Färberküche Zeugen, wie sie auch ein paar Stränge schweizer Seide färbt.
Krapp, Indigo, Rainfarm, Galläpfel, das sind vier der acht Färbemittel, die hier zum Einsatz kommen. Durch langjährige Erfahrung, verschiedene Mengen der Färbemittel und Mischungen gibt es schlussendlich vierzig verschiedene Farben. Von Gelb, Pink, Oliv über Türkis bis Rot und Orange findet man jede Farbe, die das Herz begehrt.
Nach dem ersten Teil durften wir einen Blick in die bestens eingerichtete Hexen- äh, Färberküche werfen. Jeder Kochtopf mit Färbeflotte oder Spülwasser steht am richtigen Ort und jeder Handgriff sitzt. Jeweils ein Kilogramm Garn wird in einem Topf gefärbt. Nach dem Herausnehmen werden die Strangen an den vorgesehenen Platz gehängt zum Trocknen und die Töpfe gleich wieder ausgespült und gereinigt. Es mach Freude, zuzuschauen wie mit Zeit, Ruhe und Hingabe so viele schöne farbige Garne entstehen. Nach diesem eindrücklichen Besuch durfte natürlich ein Abstecher zu den Gottlieber Hüppen nicht fehlen. Nach dem Mittagessen fuhren wir mit dem Schiff nach Konstanz, wo wir kurz lädelen konnten, bis die eine Gruppe wieder zurück aufs Schiff musste um noch nach Gottlieben zu kommen. Schön, dass wir zusammen einen so reichen und reichhaltigen Tag erleben durften. Franziska Lienhard Seidenatelier
Faser/Thema des Jahres 2022 ProSpecieRara Schafe Im 2022 werden wir uns vertieft mit den verschiedenen ProSpecieRara Schafen befassen. Zusammen werden wir die Wolle der Bündner Oberländer Schafe, Engadinerschafe, Saaser Mutten, Skudde, Speigelschafe und der Walliser Landschafe entdecken und verarbeiten. Zudem werden wir bei einem Besuch bei ProSpecieRara (s. Agenda) mehr über die verschiedenen Schafe erfahren. Über das Jahr verteilt wird hier die Wolle der verschiendenen ProSpecieRara Schafen vorgestellt. Walliser Landschaf Wolle (Beitrag vom 03.07.2022, Text und Bilder: Franziska Lienhard) Vor einigen Jahren habe ich eine Schafzüchterin aus Unterägeri kennen gelernt, die Walliser Landschafe hat. Immer wieder konnte ich von ihr Wolle beziehen. Die erwachsenen Schafe sind rotbraun, die jungen fast schwarz. Locken: Die Locken sind gewellt und haben eine leichte Kräuselung. Vorne an der Spitze sind sie blond und werden nach hinten immer dunkler. Die Stapellänge ist sehr unterschiedlich. Die kürzesten sind 6, die längsten 16 cm. Deshalb habe ich mich entschieden, die längeren Locken zu kämmen und die kürzeren zu kardieren. Kämmen: Ich habe die längeren Locken aussortiert und mit der Kammstation Kammzüge gemacht. Kardieren: Was übrig geblieben ist habe ich mit der Handkarde kardiert und Rolags hergestellt. Spinnen: Die ganze Wolle habe ich mit dem Lendrum versponnen. Die Kammzüge habe ich mit dem kurzen Auszug mit einem Verhältnis von 10:1 versponnen. Für die Rolags habe ich das Spinnrad langsamer eingestellt und sie im Verhältnis 6:1 im langen Auszug versponnen. Zwirnen: Ich habe mit dem Kammgarn und dem Streichgarn jeweils ein Zweifachzwirn gemacht. Das Kammgarn habe ich mit einem Verhältnis von 8:1 verzwirnt. Die Lauflänge vor der Fertigstellung war 144m/100g. Nach der Fertigstellung war es noch 138m. Auch das Streichgarn habe ich mit dem Verhältnis 8:1 verzwirnt. Das hatte vor der Fertigstellung eine Lauflänge von 123m/100g. Ich habe das fertig versponnene Garn dann gewaschen und geschlagen. Die Lauflänge danach war 118m/100g. Strick- und Webprobe: Ich habe das Kammgarn mit der Nadelstärke 4 und das Streichgarn mit der Nadelstärke 5 gestrickt. Auf dem Bild ist das Muster rechts das Streichgarn, das links ist das Kammgarn. Das Ergebnis ist ziemlich kratzig und eignet sich vor Allem für Kleidungsstücke wie Poncho, Jacke, Gilet. Beim Weben ist der Unterschied vom Kamm- zum Streichgarn kaum sichtbar. Man spürt aber den Unterschied. Im Grossen und Ganzen finde ich es eine schöne und robuste Wolle. Wen das Kratzige nicht stört, wird viel Spass damit haben. Link zur ProSpecieRara Homepage mit den Walliser Landschafen. Saaser Mutten Wolle (Beitrag vom 15.01.2022, Text und Bilder: Janine Moll-Mielewczik) Letztes Jahr habe ich Wolle von einer Saaser Mutten Aue und von zwei Jungtieren erhalten und möchte euch diese Faser hier kurz vorstellen. Die Wolle der Aue ist weiss-braun-schwarz gefleckt und die der Lämmer ist braun-schwarz. Vorauslese und Waschen: Die Wolle wurde von Hand verlesen und stark schmutzige Teile entfernt. Nach dem Einlegen in kaltem Wasser über Nacht habe ich die Wolle mit Handspülmittel und heissem Wasser gewaschen. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Wolle möglichst wenig bewegt wird um das Filzen der Wolle zu vermeiden. Es folgten drei Mal Spülen in frischem Wasser mit gleicher Temperatur wie das Waschwasser. Anschliessend wurde die Wolle ausgepresst und im Keller ausgebreitet, damit sie gut trocknen konnte. Locken: Die Locken sind gewellt und die einzelnen Haare haben nochmals eine leichte Kräuselung. Die Stapellänge bewegt sich zwischen 6 und 13 cm. Die Kürzeren Locken sind die von den Jungtieren. Die gewaschene Wolle hat noch einen leichten Fettanteil. Kardieren: Die Locken habe ich von Hand und mit einer Flickkarde geöffnet und anschliessend mit meiner Kardiermaschine kardiert. Ich habe sowohl Batts daraus gemacht, als auch Kardbänder, bei welchen ich die kardierte Wolle durch eine Diz gezogen habe. Spinnen: Die Einzelfäden habe ich mit meinem Sonata Spinnrad mit dem 12:1 Antrieb in z-Richtung gesponnen. Dabei habe ich mit einem halblangen Rückwärtsauszug gearbeitet, mit 4 Tritten pro 35 cm Auszug und einer Stärke von 10 Fäden pro 10 cm. Der Faden weist einen Winkel von 33° auf. Zwirnen: Es wurden drei Einzelfäden mit einem 12:1 Antrieb mit 5 Tritten pro 50 cm in s-Richtung verzwirnt. Das Garn hat 4 Fäden pro cm und einen Zwirnwinkel nach Fertigstellung von 27°. Die Strange wies vor dem Baden 40.2m auf. Nach dem Baden im Wechsel heiss / kalt und anschliessendem Schlagen der Strange wies sie noch 39m und ein Gewicht von 23 g auf. Strickprobe: Die Strickprobe wurde mit Nadelstärke 5 gestrickt. Der Rand in Rippchen, innen glatt rechts mit verkreuzten Maschen in der Mitte (jeweils 3M über 3M gehoben wie bei Zopf). Für Schweizerwolle finde ich sie recht weich. Am Hals wäre sie mir etwas zu kratzig. Aber als Mütze oder Handschuhe kann ich sie mir gut vorstellen. Faser des Jahres 2021 – Flachs Flachs (Linum usitatissimum L.) ist eine alte Kulturpflanze, welche einerseits auf lange Fasern (Faserpflanze) und andererseits auf viele Samen (Ölpflanze) selektiert wurde. Während man früher in der Schweiz öfters Felder mit Flachs vorfinden konnte, wird er heutzutage leider nur noch selten angebaut. Die Gewinnung der Fasern aus dem Faserlein bedingt mehrere Arbeitsschritte bis zur spinnfähigen Faser. Wenn man im Garten selber Flachs zieht, werden nach der Reife zuerst die Stängel geschnitten, gebündelt, die Samenkapseln durch rillen entfernt und die Stängel entweder auf dem Feld (Tauröste) oder im Wasser (Wasserröste) geröstet. Dabei zersetzen Mikroorganismen Teile des Stängels. Danach werden die Stängel getrocknet und anschliessend gebrochen. Durch Schwingen werden die zerkleinerten, harten Stängelteile von den Fasern geteilt. Es folgt das Hecheln, bei welchem die Fasern durch den Hechel (ein Art Nagelbrett mit den Spitzen oben) gezogen wird um die feineren Fasern weiter auszusortieren und in die gleiche Richtung auszurichten. Die so gewonnenen feineren Fasern können nun versponnen werden. Die rauere Qualität (Restprodukt vom Hecheln, "Chuder") kann für Schnüre versponnen werden, während die feinere Qualität versponnen für Leinentuch verwendet werden kann. Flachsfasern werden üblicherweise nass versponnen. Der Meister-Flachspinnkurs, geleitet von Marlis Dürst, fand am 18./19. September statt. Ein Rückblick mit Fotos vom Kurs sind hier zu finden. (Bildquelle: Janine Moll) |